Haselwanter-Schneider geht von Stichwahl-Einzug aus
Die Bürgermeisterkandidatin der Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider, geht davon aus, dass sie es bei der kommenden Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl am 14. April in die Stichwahl schafft.
Für die Listenwahl seien drei Mandate und damit Klubstärke im Gemeinderat das Ziel, so die Landesobfrau im APA-Interview. Über Koalitionen wolle sie indes nicht spekulieren, jedoch sei sie „gegen Ausgrenzungspolitik“. Dies schließe auch die FPÖ mit ein. Deren „Ausschließen“ durch den amtierenden Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bezeichnete Haselwanter-Schneider als „einen seiner größten Fehler“. „Mir muss die Ideologie einer Partei nicht gefallen, um mit ihr zusammenzuarbeiten“, betonte die 55-Jährige. Das gelte insbesondere auf Kommunalebene. Gefragt nach ihrem möglichen Stichwahl-Gegner wollte Haselwanter-Schneider keine Prophezeiung abgeben. Sollte sie die Stichwahl verpassen, werde es jedenfalls von der Liste Fritz „aus heutiger Sicht“ keine Wahlempfehlung für einen der obsiegenden Kandidaten geben.
„Frischen Wind“ in die Stadt bringen und den „Streit beenden“
Dem stets scharf in der Kritik stehenden Willi machte die Liste-Fritz-Frontfrau indes nicht alleine für die Streitereien in der Stadtpolitik der letzten Jahre verantwortlich. Am „Willi-Bashing“ wolle sie sich nicht beteiligen, so die Listenerste. „Aber man muss als Chef die Fäden in der Hand haben“, sah sie auch Verfehlungen des Stadtchefs. Jedenfalls wolle sie „frischen Wind“ in die Stadt bringen und den „Streit beenden“. Dabei beschrieb sich die Mutter zweier Söhne als „verbindend“. „Ich mag die Menschen“, bekannte Haselwanter-Schneider. Man könne als Politikerin nicht „mit aufgeschlagenem Mantel durch die Stadt gehen und nicht nach links und rechts schauen“. Im Falle einer Wahl zur Bürgermeisterin wolle sie auch den Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern umkrempeln und etwa regelmäßige Gesprächstermine abhalten, versprach die Kandidatin.
Pflege und Kinderbetreuung im Fokus
Inhaltlich sah Haselwanter-Schneider bei den Kernthemen Pflege sowie Kinderbetreuung die Anwerbung von Personal als wesentlichsten Ansatzpunkt. Gelingen soll dies einerseits durchs „Geld in die Hand nehmen“ und bessere Bezahlung, andererseits müsse man darüber hinaus kreativ werden. So könne man weitere Anreize andenken – wie beispielsweise eine Stundenreduktion sowie die Übernahme von Physiotherapie, Massage oder eines Fitnessstudioabos für die „auch körperlich belastenden Berufe“. Einmal mehr brachte die ausgebildete Diplomkrankenschwester auch die Schwerarbeiterregelung für die Pflege ins Spiel. Wo man nicht als Stadt Kompetenz habe, könne man dennoch Lobbyarbeit bei Land oder Bund betreiben, betonte sie dabei.
Mehr Grünflächen
Etwas weitergehen solle auch bei der Schaffung von Erholungsräumen und Grünflächen in der Stadt. „Grün ist aktuell nur das grüne Parteibuch“, so Haselwanter-Schneider mit einem Seitenhieb auf die Partei des amtierenden Stadtchefs. Dass nach der nächsten Legislaturperiode mit ihr als Bürgermeisterin Projekte wie das Marktviertel bereits fertig realisiert sein würden, wollte die Parteiobfrau indes mit Verweis auf dafür nötige Partner nicht versprechen. „Ich verspreche aber, die Gespräche darüber ab Tag eins aktiv anzugehen“, so Haselwanter-Schneider. Immerhin seien Vorarbeiten für viele Projekte eigentlich bereits geleistet. Die dazu aufgesetzten Studien würden jedoch „dahindümpeln“.
Bedarfsplanung rund um leistbares Wohnen
Beim leistbaren Wohnen sah Haselwanter-Schneider Ansatzpunkte in einer Bedarfserhebung und Bedarfsplanung. „Jahrelang ist am Bedarf vorbei gebaut worden“, kritisierte sie. Auf eine Leerstandserhebung müsse entsprechender Druck folgen, die Wohnungen in die Miete zu bringen. Auch durch Anreize wie das in Vorarlberg erprobte „Gemeinnützig Makeln“-Modell, bei dem die Stadt die Logistik der Vermietung für Wohnungsbesitzer übernehme. Beim Verkehr sprach sich Haselwanter-Schneider ebenfalls „für Anreize und gegen Verbote“ aus. Um die Verkehrswende in der Stadt zu schaffen, müsse man den Umstieg attraktivieren. Innsbruck könne „Pilotregion für Gratis-Öffis werden“, so die Landesparteiobfrau. Tempo 30 sei insbesondere um alle Schulen und Altersheime sinnvoll, das werde es jedoch „nicht überall brauchen“. Auf die Frage, was in einem fiktiven Zeitungsartikel nach einer Legislaturperiode mit Regierungsbeteiligung der Liste Fritz unter einer Bürgermeisterin Andrea-Haselwanter stehen sollte, meinte diese: „Bürgernahe Politik“ sowie „Arbeiten mit und für die Menschen“ in der Landeshauptstadt habe Einzug gehalten. Bei Wohnen, Pflege, Kontrolle, Verkehr sowie in der Lebensqualität hätte sich in der Landeshauptstadt wesentliches verbessert. Als Titel für ein Porträt einer Amtszeit von ihr als Bürgermeisterin schwebe ihr „Bürgermeisterin mit Herz und Hausverstand“ vor, schmunzelte Haselwanter-Schneider.
„Ich trete jedenfalls nicht zur Wahl an, dass ich dann verschwinde“
Darin, dass sie erst kurz vor Fristende ihren Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt angemeldet hatte, sah Haselwanter-Schneider indes einmal mehr „keine schiefe Optik“. Vielmehr halte sie sich bereits viele Jahre „von früh bis spät“ in Innsbruck auf und habe hier auch ihren Lebensmittelpunkt, verteidigte sich die Wipptalerin. Der Stadt will sie unabhängig vom Ausgang der Wahl erhalten bleiben – „in welcher Form auch immer“. Ihr Landtagsmandat ließe sich zwar mit den „Vollzeitjobs“ Bürgermeisterin oder Stadträtin nicht vereinbaren, abseits davon wollte sie sich über den Umgang mit dem Doppelmandat nicht festlegen. „Ich trete jedenfalls nicht zur Wahl an, dass ich dann verschwinde“, versprach Haselwanter-Schneider.