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Im falschen Körper geboren: Der mutige Weg vom Mädchen zu Noah

Im falschen Körper geboren: Der mutige Weg vom Mädchen zu Noah

Noah, 20, ist transsexuell. Ein Mann, der im Körper einer Frau geboren wurde. Was das genau bedeutet und wie er sich damit fühlt, schildert er im Gespräch mit 5 Minuten.

von Vivienne Welsch
3 Minuten Lesezeit(659 Wörter)

Wenn man transsexuell ist, fühlt man sich nicht wohl mit dem Geschlecht, das einem zugewiesenen wird, also mit dem biologischen Geschlecht. Man verspürt eine Art Dysphorie, also ein Unwohlsein im eigenen Körper. Um dieser Dysphorie entgegenzuwirken, gehen viele den Weg einer Transition. Man wechselt von einem Geschlecht zum anderen. Namensänderung, Geschlechtsänderung, Hormontherapie sowie auch Operationen sind für die meisten sehr wichtig, um sich wieder wohlzufühlen.

„Mir war es immer lieber als einer von den Jungs gesehen zu werden“

„Später betrachtet gab es die ersten Anzeichen dazu schon in meiner Kindheit“, erzählt Noah, der seit zwei Jahren in Graz lebt. Er wurde stets von dem Gefühl begleitet, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Dieses Gefühl zu benennen und zuzuordnen gelang ihm aber erst später. Bereits in der Volksschule kleidete sich Noah burschikos, typisches „Mädchenspielzeug“ lehnte er ab. „Mir war es auch immer lieber als einer von den Jungs gesehen zu werden“, sagt er. Geschlechtsdysphorie liegt vor, wenn jemand anhaltend darunter leidet, sich nicht dem biologischen Geschlecht zugehörig zu fühlen und von anderen als dieses wahrgenommen zu werden. Das belastet Noah aus heutiger Sicht nicht mehr so stark: „Mittlerweile ist es nicht mehr so schlimm, da sich bei mir durch die Hormontherapie einiges verändert hat. Ich werde als Mann wahrgenommen und kann ein normales Leben führen, ohne mir über meine ‚ fehlende‘ Männlichkeit Sorgen zu machen.“ Früher beschäftigte Noah Geschlechtsdysphorie jedoch durchaus: „Ich mochte meine Rundungen nie, vor allem im Hüftbereich und die Brust. Meine damals noch hohe Stimme ist mir auch zur Last gefallen, deswegen habe ich versucht sie zu verstellen. Ich mochte nie als Mädchen gesehen werden und hab mich schlecht gefühlt, wenn weibliche Pronomen verwendet wurden.“

Der Diagnoseprozess: Ablauf & Schwierigkeiten

Den Diagnoseprozess begann er mit 15 Jahren, nachdem er bei der Beratungsstelle „Courage“ war und sich seiner Transsexualität bewusst wurde. „Notwendig ist eine dreifache Diagnostik, das heißt, man braucht drei Diagnosen, bei unterschiedlichen Stellen“, erklärt Noah. Die klinisch-psychologische und die psychiatrische Diagnostik erledigte er gleich am Anfang. Das sind jeweils einmalige Termine. „Mir wurde dort alles super erklärt und ich habe mich gut aufgehoben gefühlt.“ Danach musste Noah einen Psychotherapeuten für die dritte und letzte Diagnose suchen. Dazu meint er: „Es gab Schwierigkeiten, da sich mein Therapeut nicht gut genug mit dem Thema Transsexualität ausgekannt und viele meiner Probleme nicht ganz verstanden hat.“ Noah meint, dass dies ein Problem ist, das in ländlicheren Gegenden durchaus verbreitet ist. „Am Ende der Therapie war für meinen Psychotherapeuten trotzdem klar, dass ich transsexuell bin und so habe ich auch meine letzte Diagnose bekommen.“, fügt er hinzu. Rückblickend würde er sich dennoch einen qualifizierteren Psychotherapeuten suchen, da das Risiko einer falschen Diagnose besteht. Zur Unterstützung durch die Krankenkasse erwähnt er folgendes: „Zwei der Diagnostik Termine musste ich zwar bezahlen, aber alles andere wurde, Dank der Diagnose, von der Krankenkasse übernommen. Meine ganze Hormontherapie wird zum Beispiel bezahlt. Sollte ich mich für Operationen entscheiden, werden diese auch bezahlt.“

So reagierte sein Umfeld

„Mein Umfeld hat bei meinem Outing im Großen und Ganzen sehr positiv reagiert“, sagt Noah. Sein Vater hatte die größten Schwierigkeiten zu verstehen, was in Noah vorgeht. „Er hat sich einfach Sorgen gemacht.“ Sein Vater wusste nicht, ob eine Transition wirklich der richtige Weg für sein Kind ist. „Trotzdem wurde ich von ihm und meiner Mutter bei jedem Schritt begleitet und unterstützt und mittlerweile haben sie auch mehr Verständnis für das Thema“, versichert er. Das Outing auf der Arbeit war sehr einfach, da er Teil eines jungen verständnisvollen Teams ist, wo derartige Themen bereits normalisiert wurden. „Leider hat nicht jeder diesen Support, obwohl das sehr wichtig für uns wäre“, betont Noah.

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