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Ein Foto auf 5min.at zeigt Wolfgang Haberl, Leiter der Förderabteilung des AMS Kärnten, KSV1870-Leiterin Barbara Wiesler-Hofer und WK-Obmann Klaus Kronlechner.
Am Foto: Wolfgang Haberl, Leiter der Förderabteilung des AMS Kärnten, KSV1870-Leiterin Barbara Wiesler-Hofer und WK-Obmann Klaus Kronlechner (v.l.)

Handwerk in Kärnten: Mehr Konkurse und starker Umsatzrückgang

Die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung des Kärntner Gewerbes und Handwerks zeigen: Die Geschäftslage ist deutlich schlechter als im Vorjahr, die Umsätze stark zurückgegangen. Auch die Zahl der Insolvenzen ist gestiegen.

von Tanja Janschitz
Tanja Janschitz Onlineredaktion 5min.at
3 Minuten Lesezeit(671 Wörter)

Mit der Stimmung im Kärntner Gewerbe und Handwerk verhält es sich wie mit den Aufträgen: Sie sind stark rückläufig. „Wir sind nicht gerade mit rosigen Aussichten in die Monate April bis Juni 2023 gestartet“, betonte Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten, bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 in Klagenfurt und Wolfgang Haberl, Leiter der Förderabteilung des AMS Kärnten.

Geschäftslage deutlich schlechter als im Vorjahr

Die düsteren Prognosen für das Konjunkturschwergewicht Bau und baunahes Gewerbe im abgelaufenen dritten Quartal haben sich bewahrheitet, das zeigen die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung Austria für das dritte Quartal 2023. Die Auftragseingänge bzw. Umsätze sind im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 wertmäßig um 0,8 Prozent gesunken. Hinzu komme, dass auch die Auftragslage im neuen Jahr teilweise stark nachlassen könnte. „Bis Mitte Januar haben viele Betriebe noch volle Auftragsbücher, danach sind sie teilweise leer“, so Kronlechner.

Handwerk in Kärnten: Mehr Konkurse und starker Umsatzrückgang
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Haberl, Kronlechner und Wiesler-Hofer präsentieren düstere Aussichten auf die Wirtschaftsentwicklung.

Nachlassende Kundennachfragen

Große Sorgen bereitet der Branche die nachlassende Kundennachfrage und die steigenden Kosten. „Aufgrund der veränderten Zinsentwicklung und den verschärften Kreditvergaben ist die Branche ins Straucheln geraten. Nicht nur Privatpersonen, auch Unternehmer überlegen inzwischen, ob sie eine Investition tätigen sollen oder nicht. Auch viele Bauträger bleiben auf ihren fertig gestellten Wohnungen sitzen.“ Mittlerweile seien alle Wertschöpfungsketten vom Rückgang betroffen, von einem stabilen Wachstumskurs sei man derzeit weit entfernt. Planbarkeit gebe es derzeit nicht.

Was die Personalplanung betrifft …

Für den Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 beabsichtigen 22 Prozent der Betriebe den Beschäftigtenstand um durchschnittlich 5,1 Personen zu erhöhen, 74 Prozent wollen diesen konstant halten und vier Prozent der Betriebe planen die Zahl der Mitarbeiter um durchschnittlich 5,6 Personen zu verringern.  Der Personalbedarf liegt damit geringfügig unter dem Niveau des Vorjahresquartals. Trotz gedämpfter Konjunkturaussichten halte sich der Arbeitsmarkt in Kärnten aber weiterhin stabil. Die Zahl der unselbstständigen Beschäftigten sei weiterhin hoch, die Zahl der Arbeitslosen im Septembervergleich niedrig und auch die Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften ungebrochen hoch. „Mit Ende September 2023 waren in Kärnten etwa 226.000 Personen unselbstständig beschäftigt. Dies entspricht in etwa dem Wert von 2022“, unterstrich Haberl, Leiter der Förderabteilung des AMS Kärnten. Trotz diverser Unsicherheitsfaktoren seien Unternehmen bestrebt, ihre Mitarbeiter zu halten. „Gutes Personal zu finden, ist aktuell schwierig“, unterstrich Haberl. Daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern.

Handwerk in Kärnten: Mehr Konkurse und starker Umsatzrückgang
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Bei der Pressekonferenz wurden die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung im 3. Quartal 2023 des Kärntner Gewerbes und Handwerks präsentiert.

Zunahme der Unternehmensinsolvenzen

Die schlechte Wirtschaftslage spiegelt sich auch im Insolvenzgeschehen wider. „Gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 verzeichnen wir heuer um rund 37 Prozent mehr Firmenpleiten in Kärnten. Besonders betroffen sind der Handel, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Grundstücks- und Wohnungswesen. Gleichzeitig sind die Passiva um rund ein Drittel auf 50 Millionen Euro gestiegen“, erklärte Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 in Klagenfurt. Neben den Insolvenzhotspots entwickelt sich auch die Baubranche zunehmend zum Sorgenkind. „Auch deshalb, weil sich aus heutiger Sicht die Auftragslage in der Baubranche in den nächsten Monaten weiter verschlechtern wird“, so Wiesler-Hofer. Die Gründe dafür eien unter anderem eine rückläufige Zahl an Baubewilligungen, eine sinkende Nachfrage, die zahlreiche Bauvorhaben unrentabel macht, und eine schwierige Situation am deutschen Markt, die auch auf Österreich abfärbt. Die Prognosen verheißen jedenfalls nichts Gutes: „Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass sich die jüngsten Insolvenzentwicklungen bis zum Jahresende fortsetzen werden. Demnach ist zu erwarten, dass die Gesamtzahl der Unternehmensinsolvenzen im heurigen Jahr in etwa auf dem Niveau des letzten Vorkrisenjahres 2019 liegen wird.  Das wären rund 325 Unternehmensinsolvenzen und damit ein Anstieg gegenüber den 244 Fällen im Vorjahr“, meinte Wiesler-Hofer abschließend.

Konjunkturimpulse gefordert

Um die Konjunkturlokomotive Bau, die 55 Prozent der Wertschöpfung im Gewerbe und Handwerk ausmacht, wieder in Schwung zu bringen, fordert Spartenobmann Kronlechner wirtschaftspolitische Impulse, die kurzfristig und gezielt wirken. Besonders wichtig sei ein Impuls für die Bauwirtschaft, um eine Trendwende einzuleiten. Neben der Förderung von Wohnbauinvestitionen soll ein Sanierungsbonus die Nachfrage ankurbeln, ohne die Inflation anzuheizen.

Weitere Vorschläge sind:

    • Ankurbelung des gemeinnützigen Wohnbaus
    • Investition in den Hochbau seitens der öffentlichen Hand
    • Forcierung der thermischen und energetischen Gebäudesanierung
    • Revitalisierung alter Baubestände
    • Anpassung der Wohnbauförderung

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