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/ ©Julia Werhonig

Himmels-Spektakel: Warum gestern Polarlichter zu sehen waren

Die letzte Woche fand mit einem atemberaubenden Natur-Phänomen ihren Abschluss. Polarlichter erstrahlten am Nachthimmel.

von Elisa Auer
Elisa Auer 5 Minuten Redaktion
3 Minuten Lesezeit(722 Wörter)

Nordlichter in Österreich – das gibt es? Die Antwort lautet „Ja“, wie zahlreiche Österreicher am gestrigen Abend mit eigenen Augen bestaunen konnten und somit zu Zeugen eines außergewöhnlichen Naturerlebnises wurden. Wie aber kam es dazu? Wir haben für euch beim Experten Christian Möstl, Leiter des Austrian Space Weather Office der GeoSphere Austria in Graz nachgefragt.

Es gab gleich drei Sonnenstürme

Starke geomagnetische Stürme der Sonne sind dafür verantwortlich, dass die Polarlichter entstehen. Dieses Mal waren es sogar drei dieser Stürme, die letzte Nacht wahrzunehmen waren, der dritte dürfte schließlich dafür verantwortlich gewesen sein, dass der Himmel über Österreich in außergewöhnlichen Farben erstrahlte, erklärt Möstl auf Anfrage von 5 Minuten. Die Stürme waren mit Geschwindigkeiten von 300 bis 500 km/s unterwegs. Bei starker Sonnenaktivität komme es häufiger zu sogenannten „koronaren Massenauswürfen“, bei denen elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre treffen. In der Folge geben sie Energie in der Form von Licht ab. Vor allem in den nördlicheren Regionen der Erde sind Polarlichter keine Seltenheit. Hierzulande kommen sie nur vor, wenn die Sonnenwinde stärker ausfallen.

Nur bei den „richtigen“ Bedingungen sichtbar

Die Polarlichter waren gestern Abend genau deshalb so gut zu sehen, da die Wetterbedingungen ideal waren. „Die besten Voraussetzungen für die Lichter sind die Jahreszeiten Herbst, Winter oder Frühling, weil es dann länger dunkel ist“, betont Möstl. Ist es zu bewölkt, regnerisch oder auch hell, kann es durchaus auch vorkommen, dass es zu einem solchen Natur-Phänomen kommt, ohne dass es visuell bemerkt wird.

Sind die Polarlichter aber tatsächlich über uns?

Die Antwort lautet „Nein“. „Das was wir sehen, ist nicht direkt über uns. Die Polarlichter fangen bei 100 Kilometern Höhe an. In Norwegen und Kanada sind sie vertikal über einem in der Atmosphäre. Bei uns ist es so, dass die roten Nordlichter weit entfernt von uns sind, eventuell über Norddeutschland. Wenn das Wetter klar ist, können wir sie trotzdem am Horizont sehen“, fügt Möstl ergänzend hinzu. Der magnetische Sturm müsste dafür viel stärker sein und ein solches Szenario tritt nur alle 10 bis 20 Jahre auf, so der Experte.

Nach 20-jähriger Flaute ein gutes Polarlicht-Jahr

Wie häufig aber darf Österreich zum Zeugen eines solchen Naturspektakels werden? Ungefähr vor 20 Jahren gab es einen stärkeren Sonnenzyklus. Darauf folgte ein sehr schwacher Sonnenzyklus, bei dem es nur ein oder zwei Events gab. „Die letzten 20 Jahre waren eine Flaute“, resümiert der Experte von der GeoSphere und verkündet im nächsten Atemzug: „Dieser Sonnenzyklus ist wieder stärker. Gestern war schon das vierte Event in diesem Jahr“. Ob es zu Polarlichtern kommt, hängt immer von der Produktivität der Sonne ab. 2024, 2025 und 2026 könnte es durchaus sein, dass es in Österreich alle paar Monate zu einem solchen Event kommt, so die vorsichtige Vorschau für die kommenden Jahre. Sonnenstürme genau zu prognostizieren, sei jedoch ein kompliziertes Verfahren. „Sonnenstürme sind nicht so vorhersehbar. Wir fangen langsam erst an, Vorhersagen zu machen“, so Möst. Die Ankunftszeit solle jedoch mittlerweile ungefähr angegeben werden können.

Nicht jeder Sonnensturm sorgt für Polarlichter!

Der Leiter des Austrian Space Weather Office betont, dass nicht jeder Sonnensturm gleichsam Polarlichter mit sich bringt. Am gestrigen Abend war es beispielweise erst der letzte, der für den „roten Himmel“ verantwortlich war. „Die Sonnenstürme kamen nach der Reihe auf die Erde. Erst der letzte hat das richtige Magnetfeld gehabt. Es kommt auf die Struktur an“, erklärt Möstl. Ab 18 Uhr bis etwa 21/22 Uhr waren die Nordlichter in Mitteleuropa zu beobachten. Es war das zweitstärkste Event heuer. Die Polarlichter im April waren noch etwas stärker. „Das Timing ist besonders dann super, wenn es in Richtung Wintersonnenwende geht“, weiß der Experte.

Werden heute Nacht erneut Polarlichter zu sehen sein?

Die Stürme sind mittlerweile schon am Abklingen. Heute Nacht befindet sich die Erden in den Ausläufen. die Wahrscheinlichkeit, dass wir wieder so tolle Bilder am Himmelszelt erblicken werden, wie in der vorherigen Nacht, erachtet der Experte als gering. Möglich jedoch ist es! Einen Blick nach oben können wir zu späterer Stunde also wagen.

Häufig gestellte Fragen

Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes, hauptsächlich Elektronen, aber auch Protonen, auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen. Dort regen sie die vorhandenen Luftmoleküle zum Leuchten an.

Quelle: www.tessloff.com

In ganz Österreich, besonders aber in Tirol, in Kärnten und der Steiermark waren die Wetterbedingungen dafür optimal.

Nicht jeder Sonnensturm sorgt für Polarlichter. Er muss dabei stark genug sein. Auch die Wetterbedingungen müssen mitspielen, damit die Lichter überhaupt wahrgenommen werden können. Am besten sind die Polarlichter im Herbst, Winter oder Frühling in einer wolkenlosen Nacht zu sehen.

Das ist immer unterschiedlich und hängt von der Stärke des Sonnenzyklus ab. Im Jahr 2023 kam es bisher zu vier Events. bei einem starken Sonnensturm im April waren die Lichter besonders gut zu sehen.

Nein. Die magnetische Aktivität der Sonne durchläuft einen 11-jährigen Zyklus. Die Sonne wird nur um einen minimalen Teil heller und strahlt ein bisschen mehr. Die Temperaturerhöhung ist so gering, dass sie keinen Einfluss auf die Klimaerwärmung hat.

Ein Bild auf 5min.at zeigt pinkfarbene Polarlichter, die am Nachthimmel leuchten.
©Leserfoto
Ein Bild auf 5min.at zeigt pinkfarbene Polarlichter, die am Lavanttaler Nachthimmel leuchten.
©Julia Werhonig
Ein Bild auf 5min.at zeigt pinkfarbene Polarlichter, die am Nachthimmel leuchten.
©Andreas H.
Ein Bild auf 5min.at zeigt pinkfarbene Polarlichter, die am Rosentaler Nachthimmel leuchten.
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Ein Bild auf 5min.at zeigt pinkfarbene Polarlichter, die am Wernberger Nachthimmel leuchten.
©Christiane Neumann

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